Sonntag, 15. Dezember 2013

Schnee, dead week und finals week

Man hat uns gesagt, es regnet viel hier in Eugene. Dann kam der 28. September und es regnete monsunartig, wie schon viele Jahrzehnte nicht mehr.
Man sagte uns ebenfalls, es schneit fast nie in Eugene. Dann kam der 6. Dezember und es schneite so viel wie seit 20 Jahren nicht mehr.

Mit dem Regen kam Eugene damals gut zurecht, auch wenn es mehr war als üblich. Doch der Schnee versetzte die Stadt in einen Stillstand, wie wir ihn aus Deutschland nicht kennen.

Hier der Blick aus dem Balkonfenster am Freitagmorgen:

Selbst nachts um 2 Uhr (Foto ohne Blitz gemacht, Schatten durch Straßenlaterne) ist es dadurch sehr hell in Eugene, keine Stolpergefahr auf dem Heimweg.

Meine Mobilität mit dem Fahrrad war durch den Schnee ebenfalls kaum eingeschränkt. Zwar gibt es in Eugene keine Räumfahrzeuge, doch nach einer Weile war der Schnee auf den Straßen platt gefahren. Ein wenig rutschig war das dann schon, mit Vorsicht aber absolut machbar. Die Einheimischen quittierten meine einsamen Schnee-Fahrradtouren mit verwirrten, erstaunten Blicken.

Für die Universität brachte der überraschend starke Schneefall Probleme mit sich. Am Freitag der letzten Vorlesungswoche (dead week) wurden ab 14 Uhr alle Uni-Veranstaltungen abgesagt. Am Montag begannen die Abschlussprüfungen der finals week erst ab 10 Uhr statt wie geplant um 8 Uhr.
Da die meisten Straßen inzwischen vereist waren, da sie nicht vom Schnee befreit worden waren, blieb der Universität keine andere Möglichkeit, als alle Studenten eindringlich zu warnen, den Weg zur Uni anders als mit dem Bus auf sich zu nehmen. Resultat war oftmals die Absage eines Kurses.
An der Nachbar-Uni in Corvallis fielen am Montag alle finals aus und wurden auf spätere Wochentage verschoben.

Apropos finals week – das fall term neigt sich dem Ende entgegen. Für mich bedeutete die finals week zwei Abgabetermine für Assignments und eine Klausur. Ein relativ entspanntes Programm. Die Woche davor heißt "dead week", da in dieser Woche meist keine Parties stattfinden, alle Studenten sich zum Lernen in den Bibliotheken verkriechen und es sich sozusagen um die Ruhe vor dem Sturm nach den Klausuren handelt.


Und hier jetzt nochmals etwas ausführlicher eine Chronik des Schnee-Wochenendes:

Freitag: Snow day an der University of Oregon. Via twitter riefen die Football-Spieler zu einer Schneeballschlacht gegen die anderen Studenten auf dem Campusgelände auf. Was über weite Strecken ein großer Spaß war, geriet ein wenig außer Kontrolle, als einige Footballspieler einen unbeteiligten Autofahrer attackierten und Schnee über ihn und in sein Auto schütteten. Das Video, das dabei gefilmt wurde, hat inzwischen über viereinhalb Millionen Klicks bei YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=azUbx8XwOlU

Samstag: Ab zu Dirk! Mit 25 weiteren Deutschen aus Oregon und einem deutsch-lernenden Amerikaner ging es morgens nach Portland (anfangs etwas komplizierte Fahrt aufgrund des Schnees) zum Basketball-Spiel der Portland Trail Blazers gegen Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks. Und tatsächlich, Dirk reagierte auf unser zahlreiches Erscheinen und war nach dem shoot around zu einem Gruppenfoto bereit:


Im Spiel zeigte er dann wie gewohnt seinen klassischen fade away-Move:

Sonntag: Immer wieder Sonntags... spielt die NFL. Ein Sonntag auf der faulen Haut nach später Rückkehr aus Portland mit Rekord-Minustemperatur in der Nacht (-21 Grad Celsius). Die Seahawks verlieren in San Francisco, sind daher jetzt 11-2 und immer noch auf dem besten Weg in die Playoffs mit Heimrecht und Pause in der ersten Runde.
In Philadelphia wurde trotz Schneesturm gespielt. Die Spieler standen Knöcheltief im Schnee auf dem Feld, die Zuschauer sahen vor lauter Schneetreiben nichts mehr. Am 22. Dezember werde ich mit Ines genau dort sein, bei Sunday Night Football, Chicago Bears @Philadelphia Eagles – Primetime!


Ehrlich gesagt hänge ich momentan ein wenig hinterher mit dem Bloggen. Dieser Post ist in Honolulu auf Oahu, einer Hawaii-Insel, entstanden. Dort und auf Maui bin ich bis zum 19. Dezember, dann geht es zurück in die Kälte, diesmal an die East Coast. Philadelphia und New York warten für Weihnachten und Silvester – und mit ihnen das schönste Geschenk von allen ;)

Aloha, Max

Sonntag, 1. Dezember 2013

Thanksgiving and rivalry weekend

First of all – what a weekend!
Angefangen Donnerstag mit einem wahrlich fantastischen Festmahl zu Thanksgiving, fortgesetzt mit dem Civil War, dem Football-Spiel zwischen den Universitäten von Oregon und Oregon State im heimischen Autzen Stadium, beendet mit einem wunderbaren Samstag voller College Football-rivalries verteilt über die gesamten Vereinigten Staaten. Sonntag? Erholung angesagt für die letzte Woche des terms.


Thursday

Nach Greyhound-Fahrt nach Corvallis (45 Minuten von Eugene aus) am Mittwochabend zu den Verwandten meines amerikanischen Mitbewohners begannen am frühen Donnerstagmorgen die Thanksgiving-Vorbereitungen mit einem leckeren Frühstück.

Gleichzeitig wurde der Fernseher eingeschaltet, da traditionell an Thanksgiving NFL-Spiele stattfinden. Wir waren jedoch mit der Vorbereitung des Festessens beschäftigt. Hier einige Komponenten des Thanksgiving-Essens:

Geröstetes Brot für die Füllung des Truthahns

Die fertige Füllung (stuffing) bestehend aus Wurst, Gemüse und Brot.

Eine leckere Soße zum Truthahn aus Cranberries und Apfel mit Zimt- und Orangenaroma. Schmeckt genial!

Eine Art Salat mit grünen Bohnen.

Monkey Bread, eine Spezialität aus dem Hause meines Mitbewohners Beau. Zutaten sind Brötchenteig,  Parmesan und Butter. Kleine Teigbällchen werden zuerst in Butter, dann in Parmesan gerollt und anschließend in einer Kuchenform im Ofen gebacken.

Zusätzlich zum traditionellen Geflügel gab es einen saftigen Schinken aus dem Ofen.

Alles natürlich begleitend zum Truthahn,...

... von Kater Ozzy gefangen, der sich danach ausruhen musste.

Gut gefüllt mit Stuffing...

... ging es für den Truthahn unterdessen in den Ofen.

Die Beilagen waren vorbereitet, das Warten auf den Truthahn begann.
Zeit für ein wenig American Football auf dem Flachbildschirm. Drei Spiele waren an diesem Tag angesetzt.

Gegen 16 Uhr war es dann soweit.
Der Truthahn war fertig... 

... und bereit, angeschnitten zu werden.

Das finale Gesamtpacket konnte sich sehen lassen:
 Auf diesem Teller befinden sich (v. l.o. n. r.u.: Maissalat, Cranberry-Apfel-Soße, Bohnensalat, Truthahn, Süßkartoffelbrei, Monkey Bread, Schinken und Stuffing.

Happy Thanksgiving! (Taras, zweiter von rechts, ist übrigens der ehemalige national coach des US-Damen-Volleyballteams. Er war schon bei Olympischen Spielen und ist mit Jürgen Klinsmann befreundet, sein Sohn ist Pressesprecher des US men's soccer team.)


Friday

Wehmut kam auf – das letzte Heimspiel der Oregon Ducks stand an. Ein echtes Highlight, traditionell am rivalry weekend. Die Oregon State Beavers gegen die Ducks aus Eugene – wir würden das in Deutschland Derby nennen.
Zwischen den beiden größten Universitäten in Oregon besteht eine große Rivalität unter dem Namen "Civil War", in diesem Jahr fand die 117. Ausgabe des Spiels statt. Erstmals wurde die Begegnung im Jahr 1894 ausgetragen.

Nach zwei Niederlagen in den vergangenen vier Wochen war die Einstellung vieler Ducks-Spieler kritisiert worden. Als Topfavorit auf den nationalen Titel in die Saison gegangen, enttäuschten die Ducks gegen Stanford und zuletzt überraschend gegen Arizona. Einzig ein Sieg im letzten Saisonspiel war die richtige Antwort auf die Kritik.

Hier ein paar Bilder vom letzten mal Autzen experience:
Vor dem Spiel.

Die Nationalhymne, gespielt von beiden marching bands der Universitäten.

Während des Spiels – De'Anthony Thomas trägt den Ball, wird jedoch vor der Endzone gestoppt.

Das Feuerwerk zur Halbzeitpause.

Nach dem Spiel – das Feld wird gestürmt!

Spieler und Fans feiern den Sieg im 117. Civil War game – Ducks 36, Beavers 35.

Ein letzter Blick auf das Stadion von der Haupttribüne aus. Bye-bye Autzen. It was a pleasure!

You saved me from the rain because it never rains in Autzen Stadium.
You showed me how to win home games because great teams came to die at Autzen Stadium.
You caught me with your loud atmosphere because you are one of a kind.
You impressed me with your majestic location because you are placed between snowcapped peaks, breathtaking cliffs and beaches as a giant gem stone set in the rich and fertile Emerald valley.
You made me feel like home!

Was außerdem am Freitag noch traditionell war? Black Friday, der Tag nach Thanksgiving, an dem alle Schnäppchenjäger völlig am Rad drehen. Manche Läden öffnen schon donnerstags um 18 Uhr, die meisten anderen um Mitternacht oder am sehr frühen Freitagmorgen. Vor den Läden stehen die Menschen Schlange, um stark reduziert einzukaufen.
Es gehen Berichte von Schlägereien und totgetrampelten Menschen durch die Medien.

Überzeugt Euch selbst vom Chaos!


Saturday

Der Samstag setzte das rivalry weekend fort, mit hochkarätigen College Football-Partien in allen Bundesstaaten. Hier möchte ich einige starke Momente dieser College Football-Saison festhalten. Viel Spaß damit!

1) Alabama gegen Auburn, das Topspiel der SEC conference, möglicherweise Titel-vorentscheidend. 28:28 und noch eine Sekunde auf der Uhr vor Spielende. Bama hat den Ball und will ein field goal aus 57 yards kicken, eine sehr weite Entfernung für College-Niveau.
Der Kick gerät zu kurz, landet in der gegnerischen Endzone, wo ein Auburn-Spieler ihn fängt. Da der Ball den Boden nicht berührt hat und nicht im Aus war, läuft der letzte Spielzug somit noch. Und der Fänger trägt den Ball 109 yards in die Bama-Endzone. Spiel aus, Underdog Auburn schlägt Mega-Team Alabama, den national champion der vergangenen zwei Jahre. Danach wurde das Feld gestürmt.

Klang nicht beeindruckend? Das Video wird Euch überzeugen! #goosebumps


2) Unser Spiel. Unsere Ducks schlagen die Beavers mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr. Auch wir waren anschließend auf dem Spielfeld, ein Stück Kunstrasen haben wir aber nicht mitgenommen =P


3) Manchmal stehen sich Teamkameraden im Football im Weg. Und manchmal machen sie das ausversehen absichtlich.

4) College Football-Spieler sind fantastische Athleten, was dieses Video mal wieder eindeutig unter Beweis stellt.

5) Und zuletzt nochmals Auburn, der Bama-Bezwinger. Eine Woche zuvor hätte für das Team schon alles vorbei sein können, wäre nicht dies passiert. Das Glück von Auburn dürfte nun jedenfalls aufgebraucht sein.